Seiltänzerin

Von Jule Hucke 5. Februar 2017

Über den Kinderbetten - den Schlössern aus Träumen erbaut - wächst ein Kirschbaum empor.

Geschaffen aus Acrylfarbe. Braun, Weiß, Rot. Er verliert einige Blütenblätter. Ich weiß weder Erschaffungsjahr noch Erschafferin.
Er ist einfach da. Prachtvoll - schön - beschützend.

Einem Theaterstück entsprungen?

Kinder! Unikate seit ihrer ersten Stunde. Wir wissen nichts über sie und doch so viel. Ein Balanceakt in luftigen Höhen.
Liebe - doch kann dein Herz in einem Stück bleiben wenn Sie gehen -
wenn Du gehst?

Ich bin eine Seiltänzerin.

Alle sind grundlegend verschieden. Irgendwie immer ein bisschen anders - Unikate halt.
Menschenkenntnis, Geschick, Motivation – Balance. Darauf einstellen - einlassen. Schneller Wechsel - keine Zeit zum Durchatmen.

Ich bin eine Seiltänzerin

Ausgefallenheit. Besonders – alles, außer gewöhnlich. Und dann – ungeahnt - unbemerkt stiehlt jemand dein Herz. Geschickt. Wie, wo, wann, warum - egal. Es braucht keine Antworten - nicht in diesem Fall.

Bedingungslos.

Ist nicht vielleicht die Liebe - die Liebe eines Elternteils die einzige - wahrhaftige - bedingungslose Liebe?
Man wird gebraucht. Ein Balanceakt.

Ich bin eine Seiltänzerin

Gemeinschaft. Alleine ist man schwach - verletzlich. Wir sind hier ein Zusammenhalt - Familie auf begrenzte Zeit.

Zeit - das kostbarste auf diesem Planeten? Verronnen - zugelaufen - abgelaufen - Kapitel zu Ende - vertane Chancen - viele Erinnerungen. Und dann gehen sie - lassen uns zurück.
„Wir werden uns wiedersehen!“ sagen sie.
Wirklich? Ungewissheit.

Ich bin eine Seiltänzerin

Zurückgeblieben - eine neue Gemeinschaft aufbauen. Auf Zeit - ist kostbar sowas. Bis sie wieder gehen.

Ich werde noch bleiben. Ein Weilchen.

Alles ist vergänglich - nichts von Dauer - doch macht es das nicht erst reizvoll?

Momentezauber.

Balance.

Bin ich eine Seiltänzerin?