Umkehrschluss

Kein Kriminalroman

Von Jule Hucke November 2016

Verwirrung - weiß nicht wo ich anfangen soll.

Am liebsten würde ich in diesem Blog wohl nur über eine wundervolle rosa-Glitzerwelt berichten in welcher ich mich gerade befinde - davon schreiben, welches Glück mir jeder Tag bereitet an dem ich mit den Kindern zusammen bin. Dieses Lachen das du siehst, wenn die kleinsten der Kleinen zum ersten Mal lachen - unschuldig – ...

Würde gerne über meine wundervollen Mitmenschen berichten - Mitfreiwillige aus so vielen unterschiedlichen Nationen - die, die da sind, da waren oder noch kommen werden - die Menschen die diesen Ort ihr Zuhause nennen – die, die mich hier mit offenem Herzen aufgenommen haben - all die, die mich auffangen, wenn Heimweh mal versucht die Tage grau zu machen - die, die mich auffangen, wenn Zweifel sich breit machen.

Aber das Stichwort auffangen ist wohl das, welches in der letzten Woche Priorität hatte – das, worüber ich schreiben werde.

Wir mussten uns auffangen – alle die hier waren - wir mussten stark sein. Ich weiß noch wie ich zuhause in meinem kleinen verschlafenen Städtchen an meiner Heizung gesessen habe, meinen Blick über die Dächer der Nachbarhäuser schweifen lassen habe und mir gewünscht habe, es würde mal irgendwas Spannendes passieren – irgendwas.

Jetzt hier am anderen Ende der Welt passiert so viel „Spannendes“ - das ich dachte mein Leben ist ein Film oder eher eine US-amerikanische Krimiserie. Ich bin aber keine Heldin aus NCIS, CSI oder Blacklist – ich – wir alle hier wissen nicht wie man damit umgehen soll. Ich bin doch nur Jule - ...

Jule - die, die das alles noch gar nicht begreifen kann - die, die zu stur ist um auf ihren gesunden Menschenverstand zu hören – die, die jetzt vielleicht gerne weglaufen würde - die, die damals nicht geglaubt hat, dass das Regenbogenland gefährlich werden könnte - die, die Abenteuer gesucht hat und jetzt gerne drauf verzichten würde – jedenfalls auf diese Art von Abenteuer.

Einfach die, die jetzt nicht wirklich weiß, was sie machen soll.

Entscheidungen treffen ist immer schwer – aber fürs Erste werde ich wohl hierbleiben. Hier wo ich gebraucht werde. Hier wo wir alle einfach nur weitermachen können - uns auffangen und drüber hinwegtragen können.

Ihr die das jetzt hier gerade lest - ihr versteht natürlich noch nicht was passiert ist — aber hier habt ihr den Link zum Bericht – das kann ich nämlich nicht nüchtern runterschreiben.

Ein kleiner Aufruf – falls Ihr auch zu Helfern werden möchtet - Selbst Kleines hilft TLC.

Zum Schluss an Familie: Alles soweit gut hier. Ihr kennt mich und meine Sturheit ja zur Genüge – aber keine Sorge - wenn das Wasser zu hoch steht, werde ich das sinkende Schiff schon rechtzeitig verlassen denn ich bin keine Heldin — oder doch?